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Autor Thema: Ulster Canal (und SEW)  (Gelesen 12209 mal)

Offline bádoir

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Ulster Canal (und SEW)
« am: 18.01.2011, 10:08 »
Hallo Kanal- und Seefahrer,

durch einen wohlbekannten Blog (pikeblog.de) wurde ich auf eine umfangreiche Abhandlung zum Thema "Ulster Canal" aufmerksam: http://irishwaterwayshistory.com/rants/the-ulster-canal/the-ulster-canal-12-departmental-bullshit/
Eine gewisse Voreingenomenheit des Autors Brian Goggin (WTF soll das Wort "bullshit" in der URL?) sollte nicht davon abhalten,  sich mit den eifrig, oder besser, fleißig, zusammengetragenen Informationen auseinanderzusetzen.

Zunächst mal zur aktuellen Planung, den Kanal nur vom Erne bis Clones zu reaktivieren: Bei diesem "Konzept" (ähem) ist doch vorgezeichnet, daß den zahlreichen Hochbauruinen in Irland nun auch noch eine Tiefbauruine zugefügt wird. Was in diesen Kanalstummel der ersten Planungsphase reingesteckt wird, wäre besser im Gesundheitssystem investiert. (Was aber sicher auch nicht der Fall sein wird, eher paßt Mary Harney durch ein Schlüsselloch). Optimisten (braucht die Welt mehr denn je) werden einwenden, daß mit diesem Anfang eine vollendete Tatsache geschaffen wird, ein Anschub, der zwangsläufig irgendwann den Weiterbau zur Folge hat.  Ja, das wäre schön- aber in absehbarer Zeit wird ganz einfach kein Geld dafür da sein, und so gibt es ganz einfach nichts anzuschieben.

Meine Meinung zum Ulsterkanal generell: Entweder ganz oder gar nicht. Nachdem mit Grand und Royal genug Revier für die überschaubare Masse der Kanalfahrer geboten ist, hätte die Wiedereröffnung des Ulsterkanals nur Sinn im Zusammenhang mit einer Schiffbarmachung von Loch Neagh. Um hier nicht den Jules-Verne-Orden überreicht zu bekommen: Mir ist klar, daß Lough Neagh erst mit hohem Aufwand vermessen und markiert werden müßte. Ohne zusätzliche Freiräumung von Untiefen in einer sicheren Fahrrinne  würde dieses Revier  den Vermietern und deren Versicherern  den kalten Schweiß auf die Stirn treiben. Andererseits gibt es auf der Müritz in Mecklenburg,  ebenfalls mit Felsen und Sandbänken inmitten einer vermeintlich harmlosen Wasserfläche bestückt, und ebenso für schnell aufkommende Stürme berüchtigt, auch nicht überproportional viel Unfälle. Aber es ist klar, daß der Ausbau von Lough Neagh, immerhin fast viermal so groß,  mit narrensicherer Markierung und der Anlage zahlreicher Schutzhäfen  nebst Reaktivierung des Ulster Canal  finanzielle Zukunftsmusik mit utopischen Mißtönen ist.

Was man aber jetzt – und nach meiner Meinung als Einziges und Wichtigstes - tun sollte, ist, der Trasse des Ulster Canals Bestandsschutz zu gewähren, d.h. keine weiteren niedrigen Brücken bauen, nichts zuschütten und keine weiteren Grundstücksverkäufe tätigen.

Es ist mir klar, daß dies ein Blick in die weite Zukunft  ist. Was mich zu diesem latenten Optimismus verleitet?

Ich habe  mich eingehend mit der Geschichte des Ballinamore & Ballyconell Canal (jetzt SEW) beschäftigt. Er war zu seiner Entstehungszeit vor 150 Jahren der Idealtyp für Fehlplanung und Murks am Bau. Am Verkehrsbedürfnis vorbeigeplant, aus Finanznot in der Tiefe beschränkt, dafür in der Anfangsphase mit Treidelpfaden versehen, als ob es keine Seen in seinem Verlauf gäbe – das alles bescherte ihm in seinem ganzen (ersten) Leben nicht mehr an Schiffsverkehr, als man heutzutage im sommerlichen Carrick in 5 Minuten vorbeiziehen sieht.

Was das eigentliche Kanalstück im Westen aufrecht erhielt, war seine Entwässerungsfunktion für die Landwirtschaft; der Woodford River im Osten räumte sich seinen Weg selber frei – einschließlich der schildagerecht  mitten in den Fluß (ohne Seitenkanal) hieneingebauten Schleusen.

Was 1994 aus diesem Bild der Trostlosigkeit geworden ist, wissen wir: Eine Erfolgsgeschichte.  Es gab sogar Zeiten, wo die Kapazitätsgrenze nicht nur erreicht, sondern sogar überschritten wurde.  Mir ist klar, daß der Vergleich (momentan) hinkt: Die Shannon-Erne-Verbindung ist kürzer, hat weit weniger Schleusen und verbindet zwei Systeme Erne und Shannon, die beide für sich aus Hobbyskippersicht  schiffbar waren.

Warum nun meine Einschränkung, daß der Vergleich nur momentan hinkt? Die derzeitige wirtschaftliche Depression in Irland und anderswo wird  länger, aber nicht ewig dauern. Gemessen an den 200 Jahren seit der ersten wirtschaftlichen Nutzung einer künstlichen Binnenwasserstraße in Irland  (Grand Canal) wird diese Depression auch nur eine Episode sein.

Und dann, in  (10), 20, 30 .... Jahren?  Wird ein (hoffentlich) gesünderes Wachstum Irland vielleicht viele neue Touristen bescheren, die froh über ein wesentlich weiteres Revier sind? Werden vielleicht zusätzliche Touristen aus der klimagewandelten Mittelmeerregion kommen, um Sommer mit 25 °C statt 45 °C zu genießen? Würde dieser Aufschwung mit all seinem erwirtschafteten Gewinn die Wasserbaumaßnahmen finanzieren?

Wir wissen es nicht. Doch um dieser Möglichkeit willen sollte die Chance einer Wiedereröffnung des Ulster Canals nicht (im wahrsten Sinne des Wortes) verbaut werden.

Mehr sollte man jetzt nicht tun, aber auch nicht weniger. 

bádóir


Bernd Biege

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Re: Ulster Canal (und SEW)
« Antwort #1 am: 18.01.2011, 10:28 »
Wenn man den Ulster Canal für den Tourismus wiederbeleben will, geht das auch wesentlich günstiger und mit einer breiteren Zielgruppe - denn der Bootstourismus ist nicht das einige Brot, was man in Clones etc.pp. knabbern könnte. Aber das ist ja alles nix Neues:

http://irlandinside.blogspot.com/2009/11/ulster-canal-der-feuchte-traum-des.html

Offline bádoir

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Re: Ulster Canal (und SEW)
« Antwort #2 am: 20.01.2011, 08:49 »
Aktueller Nachtrag 1 (20.1.11): Mary Harney paßte durch das Schlüsselloch. ;D  Kaum zu glauben, daß sich dadurch etwas ändert.

Nachtrag 2: Ein Radweg auf dem Treidelpfad, wie Bernd vorschlägt, hat was.  Für die Radler an sich, und auch, weil die Trasse so präsent bleibt.
« Letzte Änderung: 20.01.2011, 09:10 von bádoir »

Offline Pike

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Re: Ulster Canal (und SEW)
« Antwort #3 am: 20.01.2011, 19:09 »
@ Badeohr & Bernd

Offline Floh

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Re: Ulster Canal (und SEW)
« Antwort #4 am: 18.09.2023, 12:29 »
Hallo zusammen,

gibt es eigentlich Neuigkeiten bzgl. weiterem Ausbau/Wiederinbetriebnahme des Ulster Canals und damit einer Vergrößerung des Bootsrevieres?

Ich habe hier mal noch einen Artikel vom 21.04.2023 gefunden in dem es heißt das im 4. Quartal 23 die Arbeiten beendet werden.

https://www.doran.co.uk/transforming-the-historic-ulster-canal-phase-2-project-update#prettyPhoto

Heißt das man kann 2024 bis Clones den Ulster Canal erkunden?

Danke schonmal an alle die was wissen  ;D ;D ;D

Gruß
Floh

Offline Moni

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Re: Ulster Canal (und SEW)
« Antwort #5 am: 18.09.2023, 17:58 »
Hallo Floh,
was bis Ende 2023 abgeschlossen sein soll ist die Phase 2 des Projekts. Die beinhaltet den Bau einer Marina mit 42 Anlegeplaetzen in Clones und das Ausbaggern eines 1 Kilometer langen Teilstuecks des alten Kanals. In Phase 3 wird das letzte Teilstueck - 13,5 km - bis Castle Saunderson - wiederhergestellt. Der alte Ulster-Kanal besteht ueber weite Strecken nur noch aus einem ausgetrockneten und ueberwucherten Graben. Da gibt es also einiges zu tun. Auf Fruehjahr/Sommer 2024 wuerde ich also nicht hoffen, auch weil das Jahr in Irland durchaus mal 18 Monate haben kann ;) ;D.
Gruss,
Moni

Offline Floh

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Re: Ulster Canal (und SEW)
« Antwort #6 am: 21.09.2023, 16:49 »
https://www.waterwaysireland.org/Pages/Ulster-Canal-Restoration.aspx

Somit gebe ich mir gleich selber die Antwort  ;D ;D ;D

Zur Info für Alle  :D ;)

Offline Stevie

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Re: Ulster Canal (und SEW)
« Antwort #7 am: 21.09.2023, 21:19 »
Ich bin Ende April in Clones vorbeigekommen. Da war eine mächtige Großbaustelle, wo der neue Hafen entstehen soll. Das war aber so weiträumig abgesperrt, dass ich nicht nah genug für Fotos herangekommen bin.

Gruß Stevie